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Frankfurter Schule

Anders als der soeben erwähnte `geistige Indifferentismus', geht die Frankfurter Schule sowie ihr berühmtester Vertreter Jürgen Habermas vor. Sie fragen nach dem, was eine Gesellschaft zusammen hält und alle ihre Mitglieder gleichermaßen zufrieden stellt. Es geht also um etwas ähnliches wie die Wahrheit. Auf jeden Fall kann man von einer Wahrheit sprechen, wenn es sich um Gesetzgebung oder Moral in einem Staat handelt. Es geht darum, die Subjektivität des einzelnen zu überwinden und zu einer Intersubjektivität zu finden, die möglichst allgemein gültig ist. Dazu sollen alle Betroffenen zu einem Diskurs eingeladen werden, in dem jeder angehört und geachtet wird, sich jedoch genauso gut äußern können muss wie alle anderen, ohne jedoch die Zuhörer auf seine Seite ziehen zu wollen... Eine wahrlich utopische Vorstellung!

So sehr die Bemühung um Intersubjektivität zu begrüßen ist (Ende der Anarchie = Relativismus) da sie um den gesellschaftlichen Konsens bemüht ist, ist eben diese Intersubjektivität noch lange keine Wahrheit. Auch wenn alle Deutschen in einer Volksabstimmung einstimmig entscheiden würden, die deutschen Flüsse fließen aus dem Meer in die Berge, werden sich die Flüsse nicht daran halten. Würden diese aber nicht per Ethik-Kommission, sondern per Volksentscheid, beschließen, die Euthanasie oder das Klonen als Verbrechen zu ächten, wäre es durchaus eine Wahrheit - allerdings nur in Deutschland. Der Diskurs ist also dazu geeignet, wahre Tatsachen auf der ethisch-normativen Ebene zu schaffen, nicht jedoch auf der physikalischen oder mathematischen.


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neo 2006-02-02