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Die pragmatische Wahrheitstheorie

Wo wir gerade bei der Praxisrelevanz sind, ist es an der Zeit die pragmatische Wahrheitstheorie vorzustellen. Nach dieser Theorie gilt nur das als wahr, was uns in der Bewältigung von Aufgaben (im Leben) hilft. Dieser Ansatz hat den Vorteil, dass wir in komplexen Ursache-Wirkung-Gebilden wie z.B. in der Soziologie uns auf viele der bisher genutzten Beurteilungsschemen verlassen können, da diese sich als Erklärungsmodelle praktisch bewährt haben und somit wahr sind. Der Nachteil dieses Denkweges besteht in der Verkürzung der Wahrheit:

Zum Beispiel wurde in der Sowjetunion die Religion verboten, da sie weder der Revolution, noch der Stärkung des Proletariats diente. Es war aber trotzdem richtig die Liebe nicht zu verbieten, obwohl sie die Produktivität der Menschen nicht steigert, da sonst den kommunistischen Ländern die Bürger ausgestorben wären...

Aber auch unsere Gewohnheiten sind ein Teil der pragmatischen Wahrheitstheorie: Man verbrennt sich nur einmal die Hand mit heißem Wasser und braucht nicht jedes Jahr zu prüfen, ob im neuen Jahr gleiches passiert. Gewohnheiten entstehen aus der (mehrmaligen) Erfahrung, dass dies oder jenes eintrifft, wenn ich dies oder jenes tue. Die gesammelten Erfahrungen müssen aber nicht immer anwendbar sein. Ändern sich die Umstände, kann die Anwendung der als wahr geltenden Berechnungsformel falsche Ergebnisse bringen. Dies haben wir bei den Umfragen vor den letzten Bundestagswahlen erlebt.


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neo 2006-02-02